Mehrgenerationen-WG: Miteinander von Jung und Alt statt allein

In einer Mehrgenerationen-WG leben Menschen unterschiedlicher Altersstufen zusammen. Nachbarschaftliches Miteinander statt sozialer Isolation ist das Motto.

Mehrere Generationen leben zusammen
Ein erfolgreiches Modell: In Mehrgenerationen-WGs leben Jung und Alt gemeinsam (Quelle: fotolia - highwaystarz)

 

Was vor 100 Jahren noch selbstverständlich war, ist heute in Familien zum Ausnahmefall geworden: Menschen aus mehreren Generationen leben zusammen unter einem Dach. Doch der Trend geht wieder in diese Richtung. Seit einigen Jahren mehren sich Projekte, die dieses Wohnmodell wiederbeleben. Mehr nachbarschaftliches Miteinander als im klassischen Wohnblock – das ist das Ziel einer Mehrgenerationen-WG, in der verschiedene Altersgruppen zusammenleben. 

Mehrgenerationen-WG als Ersatz für die Großfamilie – mit einer Ausnahme

Viele Senioren leben nach dem Tod ihres Partners oder wenn die Kinder in eine andere Stadt gezogen sind, allein. Die meisten wollen möglichst lange selbstständig und nicht alleine leben. Wohnprojekte mit jungen und alten Menschen werden daher bei Senioren immer beliebter. Dabei genießen es viele von ihnen, Zeit mit Jüngeren zu verbringen und auch mal auf die Kinder aufzupassen. Für die Eltern stellt das eine Entlastung dar. Gleichzeitig können diese den Älteren zum Beispiel beim Einkauf oder im Umgang mit der neuen Technik helfen. Anstatt isoliert zu leben, kann jede Generation von der anderen lernen. 

Die Mehrgenerationen-WG ist ideal für Familien, Alleinerziehende und Senioren. Jeder Bewohner sollte den Mitbewohnern eine Portion Offenheit und Sympathie entgegenbringen. Natürlich birgt dieses Wohnmodell ebenso Potenzial für Konflikte. Leben zum Beispiel Kleinkinder oder Babys mit älteren Personen im selben Haus, mussmit einem erhöhten Geräuschpegel gerechnet werden. Das kann Senioren, die diesen Trubel nicht gewohnt sind, an ihre Grenzen bringen. Daher sollten sich alle Beteiligten vorher gut überlegen, ob sie sich damit arrangieren können. 

In der Realität ist das Zusammenleben mehrerer Altersgruppen kein Idyll, in dem die jungen Menschen mit Pflegebedürftigen leben und sie sich um sie kümmern. Die jüngere Generation arbeitet und hat eigene Kinder. Für wenige ist diese Lebensart eine Notlösung, wenn es zu Hause alleine nicht mehr geht. Viele entscheiden sich aber aufgrund der vielen Vorteile bewusst ein gemeinsames Wohnen.

Die wichtigste Voraussetzung für eine funktionierende Mehrgenerationen-WG mit pflegebedürftigen Senioren ist eine professionelle Betreuung von außen. Das Pflegepersonal ist nur Gast. Gesunde Bewohner sind nicht verpflichtet, die Älteren zu pflegen und sich um sie zu kümmern, sie können es aber. Wichtig ist außerdem, dass es sich bei den Wohnungen um barrierefreie WGs handelt, sodass die Älteren möglichst selbstständig und sicher leben können. Auch Vielfalt ist wichtig: Mehrere Generationen unter einem Dach erhöhen die Erfolgschancen für ein behagliches Miteinander.

Bewohner einer Mehrgenerationen-WG
Der große Vorteil einer Mehrgenerationen-WG: Beide Generationen können voneinander lernen (Quelle: fotolia - highwaystarz)

Mehrgenerationen-WGs als Modell für die Zukunft

Das Zusammenleben von Jung und Alt ist eine Alternative für das Wohnen im Alter. Laut einer Forsa-Umfrage können sich zwei von drei Senioren vorstellen, in einer Gemeinschaft mit anderen zu leben. Wenn die Kinder weggezogen sind und der Partner gestorben ist, fühlen sich viele Senioren einsam und überflüssig. Altersdepressionen sind oft die Folge. Dagegen kann eine Mehrgenerationen-WG helfen: Statt in der eigenen Wohnung zu vereinsamen, teilen die Bewohner Freud und Leid – betrauern gemeinsam Todesfälle und freuen sich über die Geburt eines Babys.

Auch die Bundesregierung reagiert auf den demografischen Wandel und erkennt das Bedürfnis nach einer Bindung zwischen Alten und Jungen. Daher erhalten bereits 500 Projekte von Mehrgenerationenhäusern in Deutschland finanzielle Unterstützung aus dem Bundesfamilienministerium. Einige Mehrgenerationenhäuser bieten einen Begegnungsort in Cafés oder Bistros an, andere werden von Menschen aller Altersgruppen bewohnt. Zwar hat in diesen Häusern jede Familie bzw. Einzelperson ihre eigene Wohneinheit, wodurch sie in keinen klassischen WGs leben. Trotzdem agieren Mehrgenerationenhäuser als wichtige Begegnungsstätten, in denen junge und alte Menschen zusammenkommen.

Die ehemalige Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen sagt auf der Website des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: „Mehrgenerationenhäuser sind der Renner“. Das Gleiche gilt auch für echte Mehrgenerationen-WGs.

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