Der Hamburger Stadtteil St. Pauli ist links aus Tradition

St. Pauli lag außerhalb der Toren Hamburgs. Hier siedelten sich diejenigen an, die arm oder unerwünscht waren. So gilt St. Pauli als links aus Tradition.

Störende Handwerker, Gastwirte, psychisch Kranke, Arme und Prostituierte – historisch war St. Pauli ein Ort vor den Toren der Stadt Hamburg, an dem sich die Armen, die ein Bürgergeld in Hamburg nicht aufbringen konnten, und anderweitig Unerwünschte niederließen. Dazu zählten auch übel riechende Gewerbe wie Thranbrennereien oder der Pesthof, der bei der Pestepidemie errichtet wurde.

Bis 1860 litt der Stadtteil St. Pauli vor den Toren Hamburgs daran, dass nachts eine Torsperre beziehungsweise ein Torschluss galt. Dann wurden die Stadttore geschlossen und man kam nur noch gegen Gebühr in die Stadt Hamburg. Die Menschen hatten damals Angst, den Torschluss zu verpassen. Davon leitet sich auch die heutige Redewendung „Torschlusspanik“ ab.

Aufstände und Unruhen sind seit Beginn der Existenz von St. Pauli verzeichnet, so unter anderem nach der deutschen Revolution 1848. Seit Anfang der 1980er Jahre waren es insbesondere die Hausbesetzungen, die den Ruf des widerständischen St. Pauli stärkten. So hat die heute noch bestehende soziale Zusammensetzung der Bevölkerung als eine der ärmsten in Hamburg wie ihr Ruf, aufrührerisch und widerständisch zu sein, eine lange Tradition. St. Pauli gilt seit jeher als links.

Heute leben auf St. Pauli Einwanderer-Familien, die traditionell teilweise seit mehreren Generationen hier wohnen, neben Studenten, Rentnern, Sozialhilfeempfängern, Selbstständigen, Künstlern und Intellektuellen. Seit Ende der 1990er Jahre wurde das Viertel aufgrund seiner innenstadtnahen Lage und durch gezielte Umstrukturierungsmaßnahmen in manchen Ecken als „chic“ statt links angesehen. Die Mieten stiegen, allein 2005 um durchschnittlich 20 Prozent. Dadurch verändert sich die Bevölkerungszusammensetzung, die einkommensschwächere Bevölkerung wird zurückgedrängt.


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