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Der zweitkleinste Mainzer Stadtteil Marienborn ist ein beliebter und beschaulicher Wohnvorort im Grünen – und hatte den Ruf, Mainzer Rotlichtviertel zu sein.
Das Leben im grünen Mainzer Wohnvorort Marienborn ist beschaulich: Der dörfliche Charakter zeigt sich vor allem im mittelalterlichen Grundriss mit den typischen mitteldeutschen Gehöften rund um die Kirche, der Ortskern hat weder eine Gastwirtschaft noch Einkaufsmöglichkeiten.
Doch dann gibt es da noch den Sonnigen Hang, der Marienborn trotz aller Beschaulichkeit eine verruchte Aura verleiht. Denn der war bis vor kurzem fast schon als Mainzer "Rotlichtviertel" verschrien: Prostituierte hatten sich in den Appartements in den Hochhäusern eingemietet. Doch in letzter Zeit ist die Prostitution stark zurückgegangen. Ein Gericht untersagte unter Androhung eines Ordnungsgeldes von bis zu 250.000 Euro, Wohnungen "Am Sonnigen Hang" zur Prostitution zu überlassen.
Ein attraktiver Wohnort ist Marienborn unter anderem aufgrund der Nähe zum ZDF und zum Forschungszentrum des Glasherstellers SCHOTT. Im Neubaugebiet "Hinter den Wiesen" etwa gibt es bereits zwei Kindergärten. Und auch die Anbindung an die Mainzer Innenstadt wird bald besser, denn die geplante Mainzelbahn vom Hauptbahnhof West auf den Lerchenberg soll in Marienborn halten: am Sonnigen Hang, im Ortskern, im Neubaugebiet, am ZDF und am Bahnhof. Damit könnte der Bahnhof wieder aufgewertet und in den Rheinland-Pfalz-Takt eingebunden werden. Im Moment ist er noch für viele Züge eine Durchfahrtstation ohne Halt.
Knapp 4.000 Menschen leben im Mainzer Stadtteil Marienborn, der vier Nachbarorte hat: Im Norden markieren Bretzenheim, im Osten der Mainzer Stadtteil Hechtsheim, im Süden Klein-Winternheim und im Westen Mainz-Lerchenberg die Stadtteilgrenze. Seit 1969 ist Marienborn ein Mainzer Stadtteil. Doch die Dorfgeschichte reicht deutlich weiter zurück. Im 14. Jahrhundert veranlasste der Erbauer des Mainzer Doms Erzbischof Willigis den Bau einer Wallfahrtskapelle in Marienborn. Der Name Marienborn setzt sich aus zwei Teilen zusammen: Laut einer Sage fand man eine Marienstatur in einem Brunnen, Born bedeutet Quelle.
Trotz aller Beschaulichkeit war Mainz-Marienborn Ende des 18. Jahrhunderts für einige Tage Heimat eines weltberühmten Literaten. Johann Wolfgang von Goethe übernachtete 1793 im Chausseehaus in Marienborn, als er die Kämpfe zwischen Franzosen und Preußen um Mainz in seiner Funktion als Staatsminister beobachtete. Später schrieb er seine Erinnerungen auf.